Das erste Kabelfernsehprojekt der BRD nimmt am 1. Januar 1984 seinen Sendebetrieb auf - Interview mit Postminister Christian Schwarz-Schilling | Meilensteine | DW | 18.01.2010
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Meilensteine

Das erste Kabelfernsehprojekt der BRD nimmt am 1. Januar 1984 seinen Sendebetrieb auf - Interview mit Postminister Christian Schwarz-Schilling

"Wir werden ein reichhaltiges europäisches Angebot bekommen" - Postminister Christian Schwarz-Schilling schildert die Zukunft des Kabelfernsehens

Postminister Christian Schwarz-Schilling (1984)

Postminister Christian Schwarz-Schilling (1984)

„Ein Start nicht ohne Fehl und Tadel“ („Die Welt“ am 3. Januar 1984), „Der ‚Himmelskanal’ verschlief den Start“ („Süddeutsche Zeitung“, 3. Januar 1984), „Volle Kanäle oder ein Tag im Dschungel der neuen Medien“ („Frankfurter Rundschau“ am 4. Januar 1984) – diese Schlagzeilen der deutschen Presse galten ein und dem selben Ereignis: dem Start des ersten Kabelfernsehprojekts in Ludwigshafen am 1. Januar 1984. Diesem Projekt war seit 1982 eine großangelegte Verkabelung mit Breitbandkabel durch die Bundesdeutsche Post vorausgegangen, die nicht unumstritten war. Als technischer „Träger“ des Kabelfernsehens investierte die Post insgesamt eine Milliarde DM jährlich in diese Technik – für manchen Kritiker ein zu ehrgeiziges und zu kostspieliges Projekt des damaligen Postministers Christian Schwarz-Schilling.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung produzierte für das erste Kabelfernsehprojekt Nachrichtensendungen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung produzierte für das erste Kabelfernsehprojekt Nachrichtensendungen

Acht Kanäle für die "Privaten"

Doch zunächst begann der Start in das monopollose Zeitalter für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von ARD und ZDF mit einer Panne. Um 10:30 Uhr sollte die auf drei Jahre angelegte Versuchsphase offiziell vom Geschäftsführer der „Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitentechnik“ (PKS), Jürgen Dötz, eröffnet werden. Bedingt aber durch einen um zwei Minuten verfrühten Start, war er zu der geplanten Zeit von den Bildschirmen wieder verschwunden. In dieser Anfangsphase standen bereits mehrere Übertragungskanäle - die „Stuttgarter Zeitung“ (31. Dezember 1983) spricht von 19, von denen acht von privaten Anbietern belegt wurden -, die von ca. 1 000 Haushalten empfangen werden konnten. Auch die Presse beteiligte sich an diesem Projekt: unter anderem wurden die Nachrichtensendungen von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ produziert. Später sollten auch ähnliche Projekte in Berlin, Dortmund und München hinzu kommen, doch zumindest die SPD-regierten Länder sperrten sich gegen die Kommerzialisierung des Fernsehens.

Konrad Adenauer

Konrad Adenauer wollte ein Regierungsfernsehen einrichten und hatte zu diesem Zweck die „Deutschland Fernsehen GmbH“ gegründet – im Februar 1961 scheiterte er mit diesem Projekt vor dem Bundesverfassungsgericht (hier eine Aufnahme von Anfang 1966)

Private Anbieter nicht erst seit 1984 auf dem Markt

Dabei erfand man sicherlich mit der Zulassung privater Anbieter das Rad nicht neu. In dem Buch von Friedrich Wilhelm Hymnen „Das Kabel – Fakten und Illusionen“ liest man nämlich, dass bereits 1922 kommerzielle Sendegesellschaften gegründet wurden, wie zum Beispiel die „Deutsche Stunde, Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH“. Sie gehörte dem reichseigenen Wirtschaftsnachrichten-Büro „Eildienst“. Einige große Wirtschaftsunternehmen – wie etwa Telefunken und Lorenz – bemühten sich ebenfalls bei der Reichstelegraphenverwaltung um eine Sendelizenz. Einen Versuch, das Monopol des bundesdeutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu durchbrechen, unternahm auch Konrad Adenauer. Der Bundeskanzler wollte ein Regierungsfernsehen einrichten und hatte zu diesem Zweck die „Deutschland Fernsehen GmbH“ gegründet – im Februar 1961 scheiterte er mit diesem Projekt vor dem Bundesverfassungsgericht. Zwei Jahre später ging zwar das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) auf Sendung, doch es sollten nach dem Karlsruher Urteil 23 Jahre vergehen, bis die ersten Schritte in Richtung Kommerzfernsehen gemacht wurden. So schrieb „Der Spiegel“ am 9. Januar 1984: „Was Bundeskanzler Konrad Adenauer vor 20 Jahren versagt blieb, ist unter Bundeskanzler Kohl gelungen. Der Startschuss für das Fernseh- und Pilotprojekt Ludwigshafen symbolisiert den Beginn eines neuen Medienzeitalters in Deutschland.“

Am 23. Januar 1984 sprach DW-Redakteurin Christa Kokotowski mit dem damaligen Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling und befragte ihn zu den Einzelheiten des Kabelfernseh-Projekts.

Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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